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Pilgern unter einem Hut - Unterwegs mit Sandra

 

Zubringer Münchner Jakobsweg von Freising

Etappe 3 :  Vom Dachau nach Olching  - 13,2 km

Erneut eine Tagestour, diesmal in Begleitung. Heute geht es weiter vom alten Zollhäuschen in Dachau nach Olching, größtenteils wieder entlang der Amper. Die Strecke ist flach, die Landschaft unspektakulär. Highlight des Tages ist ein seltsam anmutendes Schild in Olching.

Wetterlage: trocken, warm, bedeckt.  Das kann ja heiter werden

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Besonderes Begleitpersonal

Heute bricht eine neue Ära  für den Stoff meiner im Aufbau befindlichen Pilgerlegenden an. Ich werde erstmals (und wahrscheinlich auch nur einmalig) von meinem Teenager-Sohn begleitet, der sich tatsächlich aufraffen konnte an einem Ferientag seine Queen Mum auf eine in seinen Augen "lahme" Wanderung zu begleiten.  Wobei sich lahm wahrscheinlich sowohl auf mein Tempo als auch auf die fehlenden Berge samt spektakulärer Aussichten bezieht.

In meinen Augen ist eine "lahme" Wanderung mit mir aber immer noch besser, als zu Hause im sonnengeschützten Dachverlies zu chillen, und die beste Gelegenheit seinen vampirgleichen Vitamin D Haushalt in Ordnung zu bringen.

Kurz Umschauen in der historischen Altstadt von Dachau

Die malerische Altstadt von Dachau mit ihrer 1200-jährigen Geschichte ist heute unser Startpunkt und bietet  direkt zu Beginn des Tages einen  willkommenen Anlass  auch unseren geistigen Horizont zu erweitern. Wir stehen vor dem lachsroten Rathaus, vor dessen Eingang genügsam der König-Ludwig- Brunnen plätschert. Auf der anderen Straßenseite steht St. Jakob die  mit ihrem 44 Meter hohen, achteckigen Turm weithin sichtbar die Dachauer Altstadt überragt.

Welcher Touri hat was zu verzollen? 

Ein Eyecatcher, an den Vorplatz des Rathauses angrenzend, ist ein in gelb blau-weiß auffällig restauriertes  Schmuckstückchen:  Das Zollhäusl am Karlsberg (Foto ganz oben). Sogar an die Schranke haben sie gedacht. 

Hier wurde in früheren Zeiten die Zufahrt in den Markt Dachau geregelt. Wer in die Stadt wollte um Handel zu treiben, musste hier noch bis in das Jahr 1926 Wegzoll entrichten.

Heute beherbergt das Gebäude eine Anlaufstelle für Touristen. Im linken Fenster prangt ein fettes Informations- i.  Hier will definitiv niemand mehr Wegzoll kassieren, sondern großzügig Wissen an den durchschnittlichen Dachauer Sightseher weitergeben. Leider hängt im Moment meines geplanten Einritts ein vielversprechendes Schild "komme gleich wieder" an der verschlossenen Tür. Nachdem das Wort "gleich" nun  schon seit Generationen ein relativ dehnbarer Begriff ist, und gerade Mütter ihm mit leicht traumatischen Erfahrungen begegnen können, nehme ich mein Glück  lieber "gleich" selbst in die Hand und lasse es auf  einen Versuch im Haus gegenüber ankommen, welches ebenfalls eine Touristeninformation beherbergt.  Dort erhalte ich tatsächlich einen Stempel  für meinen Pilgerpass  Dem begeistertenBenehmen der Dame hinter dem Tresen nach zu urteilen, hat länger niemand mehr danach verlangt. Mit guten Wünschen für unseren weiteren Weg verlassen wir die Altstadt Richtung Amper.

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Amperfauna

Zunächst begleiten uns zwei schnatternde Enten am Fluss, nur um kurz darauf von ein paar schnatternden alten Damen auf ihrem morgendlichen Fitnessausflug abgelöst zu werden. Letztere haben sicherlich nicht nur die Enten, sondern die komplett in Sicht- oder Hörweite gewesene Amperwiesenfauna in die Flucht geschlagen. Nach einer Weile kehren sie um und wir sind wieder alleine unterwegs. Ich komme stattdessen in den Genuss - ungefragt - viel über ein aktuelles PC Game meines Sohnes zu lernen, für das er sich extrem begeistert.  Es sprudelt nur so aus ihm heraus. So gehen wir eine Weile, bis wir an diese Bank kommen, wo wir beschließen eine Frühstückspause zu machen.

Natürlich habe ich auch heute ein paar Pilgersteine dabei und finde die Stelle geeignet, um hier für nachfolgend pausierende Wanderer einen Stein zu hinterlassen.

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Enten schnattern halt gerne am Wasser

Wir ziehen weiter, fast ununterbrochen plätschernd die Amper an unserer Seite. Bei Günding trennt sie sich dann doch kurzzeitig  von uns und entscheidet sich in Amperkanal und Amper zu teilen. Stattdessen taucht zu unserer Rechten ein ausgelassen gurgelnder kleiner Nebenarm, der Kaltenbach, auf. Wir folgen ihm nur ein kurzes Stück, achten a nicht genau auf unseren Weg, denn wir zwei Wandersleute fantasieren uns gerade lustige Gedankenwelten zusammen, haben unseren Spaß, schnattern wahrscheinlich ähnlich den Enten und merken gar nicht wie schnell die Zeit vergeht. Die Wolken haben sich mittlerweile verzogen, die Sonne ist herausgekommen und es ist eigentlich schon zu warm zum wandern geworden.

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Schild im Versteck - bald ist es ganz weg!

Wenn man sich meine Komootaufzeichung zu dieser Tour ansieht, erkennt man an einer Stelle einen kleinen Abstecher vom Hauptweg, den wir natürlich freiwillig gemacht haben. Tatsächlich dauert es ein Weilchen bis ich merke, dass wir falsch sind und wir wieder umkehren. Zurück an der Abzweigung, wo wir falsch abgebogen waren, entdecke ich nun im 

oberbayrisch wuchernden Dickicht den klitzekleinen, nicht mehr ganz so auffällig leuchtend blauen Muschelhinweis unterhalb des grünen Schildes, das wirklich unvorteilhaft mitten in der Botanik platziert ist. 

Aber wir meistern auch diese Herausforderung und kommen kurz darauf an eine Straße, wo zu meiner großes Überraschung  mal wieder eine  unübersehbare Jakobswegtafel steht. Ich schaue mir immer gerne die eingezeichneten Jakobswege auf diesen Übersichten an. Und hinterlasse hier auch gerne einen weiteren Pilgerstein.

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Nicht lange und wir unterqueren die B 471 durch einen schmalen Tunnel.  Dahinter steuern wir schon langsam auf Olching, das Tagesziel zu. 

Bevor wir ins Stadtzentrum kommen, müssen wir erst noch das Klärwerk und die Müllverbrennungsanlage des Amperverbands  passieren. Da solche Anlagen nie Schönheiten sind, gibt es auch kein Foto. In der Nähe des Klärwerkes befindet sich der Ampersee,  samt Campingplatz .  Bei genauer Betrachtung ist dieser Campingplatz nicht die letzte paradiesische Offenbarung, denn er ist direkt an der geräuschstarken A 8 gelegen. Da muss man sich schon mit dem Vogelgezwitscher aus dem Wecker wecken lassen, wenn man welches hören will.

Ohne, dass ich hier den Platz in Verruf bringen möchte, aber er ist nicht der schönst gelegene Campingplatz in Oberbayern. Wir überqueren die A8 und kommen am Gut Graßlfing vorbei. ​​

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ATTENTION!  Tieffliegende Bällchen

Hinter dem nächsten Kreisverkehr wenden wir uns nach rechts und wechseln die Straßenseite, um gegenüberliegend in einen kleinen Feldweg einzubiegen. Nach ein paar Metern begrüßt uns ein Schild mit außergewöhnlichem Text: "Vorsicht. Golfbälle von links. Bitte die nächsten 150m nicht stehenbleiben."

Was heißt das denn? Soll man hier am besten durchsprinten? Klingt auf jeden Fall, als würden hier täglich unschuldige Spaziergänger durch Golfbälle ausgeknockt. Ich frage mich, wo der Unterschied liegt, ob man nun im Stehen oder Gehen von einem hart geschlagenen Golfball getroffen wird.  Beides endet sicherlich im Krankenhaus.   Wer mag  im Falle eines lupenreinen Hole-in-Head wohl dafür haften? 

Aber Jakobus wir wohl hoffentlich seine schützende Hand vor unsere Pilgerschädel halten und die Golfbälle abprallen lassen.

Unversehrt erreichen wir gute  20 Minuten später die Hauptstraße von Olching, direkt an der S-Bahn Linie gelegen. Hier ist für heute Schluss für Mutter & Sohn. Tapfer hat er sich geschlagen, sogar Spaß gehabt und auch noch was für den blassen Teint getan. Damit sind alle Erwartungen übertroffen worden. 

Infos zur Etappe:

 Den Pilgerstempel gibt es in der Dachauer Touristeninformation

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