Pilgern unter einem Hut - Unterwegs mit Sandra
Bayerisch Schwäbischer Jakobsweg
Etappe 9: Von Reinhartshofen - Kirch-Siebnach 19,5 km
Montag, 28.06.2021
Morgens halb zehn in Deutschland
Nachdem ich gestern nicht wirklich in einen Wanderflow gefunden habe, erhoffe ich mir für den heutigen Tag mehr. Die ersten fünf, sechs Kilometer laufe ich normalerweise gerne zügig, ohne Unterbrechung, maximal bleibe ich stehen und mache das eine oder andere Foto. So ist auch der Plan für heute, zügig starten und einlassen, was danach passiert. Mir ist aber jetzt schon klar, dass es wieder ein heißer Tag wird und ich habe mich vor dem Frühstück bereits flott eingecremt. Viel Arbeit ist es eh nicht, nur Gesicht und Arme. Ich könnte meine Hose zwar abzippen und meine strammen Waden ebenfalls der Frischluft aussetzen, aber gerade auf leicht verwilderten Wald- und Wiesenabschnitten, die die Natur sucht zurückzugewinnen, habe ich mit stacheliger Botanik, beißender Fauna und gemeinen Brennnesseln schlechte Erfahrungen gemacht, so dass ich es vorziehe die Beine unter der Hose zu schützen.
Ich lasse Reinhartshofen hinter mir, überquere eine asphaltierte Straße und erreiche einen kleinen Wanderparkplatz, der schon eine erste schattige Bank zur Rast anbietet. Ich bin vielleicht gerade mal einen Kilometer gelaufen, kann aber schon feststellen, dass das Gewicht im Rucksack trotz meines Versuchs heute Morgen besser zu packen, noch mehr, und auch noch ungleichmäßiger auf meinen Schultern lastet als gestern. Bereits jetzt schmerzen mich die dortigen Muskelstränge.
Statt zu versuchen dem Zustand abzuhelfen, ignoriere ich die Bank selbstverständlich und gehe auf dem Fahrweg in den Wald. Linker Hand sehe ich zwei Mütter, die sich entspannt im lichteren Dickicht unterhalten, während hinter ihnen auf einem Naturwaldspielplatz ihr Nachwuchs vor Vergnügen quietscht und sich am Boden in den Tannennadeln wälzt. Vielleicht sind es auch Fichten gewesen, um ehrlich zu sein habe ich nicht auf die Nadelbaumart geachtet.
An der Justinakapelle
Nach zwei Kilometern erreiche ich eine kleine Lichtung. Hier steht die wieder erbaute Justinakapelle. Historisch gesehen kann man über diese Stelle schon seit einigen Hundert Jahren einiges erfahren. Nachweisbar ist auch eine Einsiedelei, die zu der ursprünglich erbauten Kapelle gehörte. Zuvor soll schon im Mittelalter ein Kloster dort gestanden haben, das von Feinden jedoch zerstört worden ist. Aber dafür fehlt wohl immer noch der archäologische Nachweis.
Jedenfalls feiern die Reinhartshofener hier zu besonderen Anlässen eine Sonntagsmesse, denn als ich gestern am späten Nachmittag in der Kirche nach dem Stempel gesucht habe, fand ich auf der Eingangstür einen Post-it-Zettel mit dem handschriftlichen Hinweis: „Gottesdienst heute an der Justina um 18.30 Uhr“. Das nenne ich mal spontan, modern und optimistisch.
Aber ich bin mir sicher, dass der Pfarrer den Ortswechsel in der letzten Woche schon mündlich angekündigt hat. Ich hoffe, dass alle vergesslichen Kirchgänger früh genug zur Kirche gekommen sind und den Zettel vor 18.15 Uhr entdeckt haben, denn zu Fuß von dort die knapp drei Kilometer zur Kapelle zu laufen, ist in 15 Minuten für Durchschnittsgeher nicht machbar.
Aber vielleicht gab es ja einen Shuttletraktor mit Anhänger zwischen Kirche und Kapelle, der das Problem löste und von dem ich einfach nichts wusste? Wäre jedenfalls innovativ.
Neben der Kapelle stehen ein paar Bänke und zwei kleine Schutzhütten, ebenfalls ausgestattet mit Bänken und je einem Tisch. Sogar einen unbemannten Postkartenverkauf gibt es in der einen Hütte. An der Innenwand lehnen mehrere Postkartenmotive in Klarsicht gehüllt zur Auswahl. Das Geld dafür kann man in eine Box werfen.
Gegenüber, am Rand des Weges, steht wieder, wie an jedem bedeutsamen Ort, eine Hinweistafel für die Bayerisch Schwäbischen Jakobsweggänger.
In dem Kasten in der rechten unteren Ecke ist immer eine Information zum aktuellen Standort und der Historie der dortigen Kirche zu finden. Die Tafel vor der ich stehe, gehört zu Reinhartshofen, bezieht sich jedoch nicht auf die Justina, sondern auf die Kirche, in der ich gestern war.
Schade, ich hätte hier gern noch mehr zur Justinakapelle erfahren.
Packe deinen Rucksack gut, sonst verlässt dich schnell der Mut,
stopfe auch was in die Lücken, sonst wird s dich am Rücken drücken,
Schultern machen keine Welle, wenn Schweres liegt an tiefster Stelle
Zieh die Riemen ziemlich fest, bis sich nichts bewegen lässt.
Es hilft nix, meine Schultern machen eine Welle. Ich muss meine erste Pause einlegen, um mein schlaues Kurzgedicht zu beherzigen und den Rucksack umzupacken. Tatsächlich stelle ich beim suchenden Griff hinein fest, dass mein Zweiliterwasserbehälter, dessen Form an eine riesige Capri-Sonne mit Endlosstrohhalm erinnert, (das Getränk meiner Kindheit für unterwegs, als man noch bedenkenlos Plastikstrohhalme in die Natur blies) total verrutscht ist.
Mein Rucksack hat extra eine rückennah eingenähte Tasche in die man die Trinkblase hineinstecken kann. Aber irgendetwas von meinen restlichen Utensilien hat den Weg des Behälters an den tiefsten Punkt blockiert, so dass das Gewicht zu hoch am Rücken steht und damit den Druck auf die Schultern auslöst. Ich korrigiere das, packe den restlichen Sums wieder dazu und fummele nochmal an den diversen Einstellungsriemen. Siehe da, als ich den Rucksack wieder anziehe ist es viel besser. Allerdings sind meine Schultern schon so verspannt von gestern und heute, dass der Schmerz natürlich nicht sofort weg ist.
Ich fluche heimlich, dass ich nicht doch eine Diclofenacsalbe wie ich eigentlich vorhatte, eingesteckt habe. Aber nochmal 50 Gramm extra? Da ich beim letzten Mal Null Schulter hatte, dachte ich, ich brauche die sicher diesmal auch nicht. Und stattdessen fiel die Wahl auf die Vaseline. Hirschtalg für den Fuß, Vaseline für den Arm.
Hm. Vielleicht ist das sogar doppelt gemoppelt und ich könnte den Hirschtalg auch für den Arm benutzen? Damit muss ich mich nochmal beschäftigen, wenn ich wieder zuhause bin.
Böse Gedankenspiele
Ich raffe mich wieder auf und gehe weiter. Nach Verlassen des Waldes geht es leicht bergauf auf einem Schotterweg. In einiger Entfernung kann ich den Kirchturm von Klimmach erkennen.
Obwohl es vielleicht 11 Uhr ist, knallt die Sonne schon erbarmungslos herunter und ich würde tippen es sind knappe 30 Grad. Zum wiederholten Mal bin ich sehr froh, dass ich einen Hut mit breiter Krempe habe. In der Hitze, mit dem Gewicht auf dem Rücken und bergauf, komme ich heute wieder nur langsam voran. Ich weiß jetzt schon – nix wird das mit Flow heute.
Am Ortseingang von Klimmach stehen zwei weiße Firmenkombis mit laufendem Motor am Seitenstreifen. Offensichtlich sitzen die beiden Fahrer in ihren klimatisierten Autos, daddeln auf ihren Handys rum und warten auf weiß der Geier was. Vielleicht auf Regen. Oder auf mich?
Ich überlege kurz, ob ich bei einem nicht die Beifahrertür aufreiße und mich auf den Sitz fallen lassen will, denke dann aber, dass ich wahrscheinlich mit dem Rucksack wenig elegant an der Tür hängenbleiben würde und verzichte auf dieses Manöver.
Bessere Idee noch: Die Fahrertür aufreißen, das Handy aus der Hand schnappen, in die Wiese schmeißen, warten bis der Typ hinterherhechtet , währenddessen schnell ins Auto klettern, hoffentlich nicht mit dem Rucksack hängenbleiben, Gas geben, zum Abschied kurz Hupen und gechillt im gekühlten Auto in Kirch-Siebnach vor dem Gasthof „Zum Füchsle“ vorfahren.
Was für eine Schlagzeile das geben würde: Pilgerin mit Sonnenstich begeht kuriosen Autoklau
Wieviele Straftaten das wohl wären? Sachbeschädigung (falls das Handy beim Sturz kaputt geht), Diebstahl, Raserei? Sonst noch was?
Jaja, soviel zum Thema überflüssige Gedanken auf dem Jakobsweg. Klappt heute wieder hervorragend….
Die bayerische Kurzmeseta
Vor der Kirche in Klimmach setze ich meine Maske auf und gehe samt Rucksack hinein. Innen ist es zwar schattig, aber trotzdem warm und stickig.
Ich finde ein weiteres Pilgerbuch samt Stempel und verbringe einige Zeit damit die Einträge zu lesen. Der letzte Eintrag ist fast drei Wochen her. Auch ich schreibe in das Buch und hinterlasse einen weiteren Pilgerstein.
Bei der abgestandenen Luft durch die Maske zu atmen fällt schwer und verursacht mir plötzlich einen akuten Schweißausbruch. Ich muss schnell wieder raus an die Luft.
Zum Glück findet sich dort auch eine Bank im Schatten. Ich lese in meinem Outdoor Handbuch , trinke noch was und bin wieder unterwegs.
Die nächste Stunde gehe ich abwechselnd bergauf und dann wieder bergab, aber immer in der Sonne, erst durch Birkach, dann durch Hipoldsberg bis kurz vor Konradshofen, das selbstverständlich auch auf einer Anhöhe liegt. Von weitem erkenne ich schon, wie die Straße weiter bergauf in den Ort führt. In der Mittagsonne. Ich halte schon wieder Ausschau nach einem schattigen Plätzchen. Ich frage mich ernsthaft, wie das in Spanien in der Meseta erst werden soll. Meine persönliche Mesetarfahrung findet jedenfalls jetzt gerade hier statt.
E-Bikes ohne Navi
Es ist ca. halb eins und ich würde jetzt gerne meine warme Semmel mit Schmelzkäse essen. Hinter der nächsten Biegung kommt eine Bank unter einem einzelnen, alten Baum in Sicht, die jedoch belegt ist. Zwei E-Bikerinnen sind dorthin geflüchtet und haben es sich unter dem schattenspendenden Laubriesen gemütlich gemacht.
Ich bleibe trotzdem bei Ihnen stehen und frage, ob es denn ein Stück weiter noch ein anderes schattiges Plätzchen gäbe. Die beiden Frauen sind sehr nett, springen förmlich von der Bank auf und beteuern, dass sie sowieso gerade im Aufbruch gewesen wären. Ich möchte sie wirklich nicht vertreiben und bedanke mich aufgerundet zwanzig Mal bei ihnen.
Wir unterhalten uns noch ein wenig über mein Pilgern und sie erklären die Vorzüge ihrer E-Bikes, die ihnen ermöglichen, die Schwester in 70 Km Entfernung an einem Tag besuchen fahren zu können und am nächsten wieder nach Hause zu radeln. Das wäre ihnen noch vor ein paar Jahren mit normalen Rädern bei dem hügeligen Gelände konditionell nicht möglich gewesen.
Dann fahren die beiden in östlicher Richtung hinter mir die nächste Bergkuppe hinauf und verschwinden aus meiner Sicht.
Ich genieße die Aussicht, den Schatten, die Ruhe und meine verschrumpelte Semmel. Dann schütte ich mir die erste von meinen zwei Tagesrationen Magnesium-Direkt-Pülverchen in den Mund .Ich denke, um meinen Salz- und Mineralienverlust auszugleichen , wäre das eine gute Idee. Irgendwie gerät das Pulver statt auf unter meine Zunge von wo ich es irgendwie schwer wieder rauskriege. Fühlt sich an wie kleine Waschmittelpulverkügelchen. Schmeckt aber deutlich besser.
Es sind ungefähr 20 Minuten vergangen, als mir aus westlicher Richtung zwei Radfahrerinnen auffallen, die sich mir von vorne nähern. Hm. Wahrscheinlich runzele ich die Stirn. Die sehen ja so aus wie die Beiden aus, die eben noch bei mir standen, aber das kann ja nicht sein.
Nee, kein Quatsch, es sind die Beiden!
Sie winken mir zu und die eine ruft, dass sie mal kurz `nen Umweg genommen hätten, dann brausen sie zum zweiten Mal hinter mir die Straße hoch.
„Beim nächsten Mal gebt ihr einen aus“ rufe ich hinterher.
Solange warte ich dann doch nicht. Ich laufe durch Konradshofen, welches laut meinen Vorabrecherchen auch einen Pilgerstempel zu bieten gehabt hätte, aber ich schaffe es nicht den Abstecher in die Kirche zu machen. Ich habe ungefähr erst die Hälfte der Strecke hinter mir.
Hinter dem Ort bleibt die Strecke zwar immer noch sonnig, aber ab und zu kommt ein wenig Wind auf, der es erträglicher macht. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich endlich mal wieder ein ordentliches Stück Wald in dem ich gut vorankomme. In dem Wald begegnet mir wieder niemand. Außer den beiden Autofahrern in Klimmach und den E-Bikerinnen habe ich den ganzen Tag auf dem Weg niemanden getroffen. Auch in den Ortschaften nicht. Ich finde das ziemlich merkwürdig, aber es war mir ja bereits im letzten Jahr aufgefallen.
Wanderer sind hier eigentlich nicht unterwegs. Einheimische aber auch nicht. Ob es wohl am Wetter liegen kann?
Unerwartete Entdeckung
Meine Erfahrung hat mich mittlerweile gelehrt, dass mitten im Wald selten Bänke aufgestellt werden. Obwohl es da ja genug Holz gäbe. Eher am Waldrand und vorzugsweise auf einer Anhöhe hinter dem Ort mit Blick auf die Felder findet sich ein Heiligenschrein mit einer Sitzgelegenheit.
So werfe ich, als ich merke dass die Schultern und Füße die nächste Pause brauchen, einfach meinen Rucksack mitten auf dem Weg ab und setze mich drauf. Das ist semibequem, bringt aber trotzdem kurzzeitig Entlastung für die Füße und ist die beste Idee, die ich habe. Es ist meine letzte kleinere Pause für heute, die ich zusammen mit den Ameisen, die mich als Klettergarten benutzen, verbringe.
Ich schaue auf meine Arme, die den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt waren und stelle fest, dass in beiden Armbeugen ein Sonnenbrand leuchtet. Da hatte ich wohl ein paar Quadratzentimeter Haut ausgelassen heute Morgen. Na bravo, wie geht das denn bitte? Ich trage die Arme doch nicht wie eine Staplergabel vor mir mit der Innenseite nach oben gestreckt! Aber schlimmer geht immer, deshalb schmiere ich auf die vergessenen Hautpartien noch schnell Sonnenschutz drauf.
Danach fokussiere ich mich nur auf den Weg vor mir, blende alles um mich herum aus, und laufe die letzten 4 Kilometer bis zum Weiler Kirch-Siebnach stur durch, wo ich gegen vier Uhr im Gasthaus Füchsle ankomme. Sieben Stunden habe ich gebraucht für eine Strecke, die mit 5.15 h angegeben ist. Wobei ich die letzten 1,7 km bis nach Siebnach, zum offiziellen Etappenende, heute gar nicht mehr gehe, weil meine Unterkunft bereits nach 19 km und nicht erst nach 20,7 km erreicht ist.
Es ist schon krass wie leistungsmindernd sich diese extreme Wärme auswirkt.
Wohlfühlen im Gasthaus Beim Füchsle
Ich bekomme ein hübsches, sauberes Zimmer in der ersten Etage mit Waschbecken, allerdings ohne eigene Toilette und Dusche und staune nicht schlecht, dass ich inclusive Frühstück nur 21,50 Euro bezahlen muss. Das Füchsle hat für Pilger tatsächlich ein Pilgerfrühstück für 5,- Euro im Angebot und wenn man seinen Pass vorzeigt bekommt man 5,- Euro Rabatt also praktisch das Frühstück umsonst.
Die Servicekraft, die mich einweist scheint neu und fragt mich, wo ich frühstücken möchte - im Biergarten oder im Frühstückszimmer im Erdgeschoss? Ich entscheide mich für den Biergarten. Kurz darauf kommt sie zu mir zurück und korrigiert, dass das Frühstück für mich wohl doch oben im ersten Stock im Aufenthaltsraum wäre. Frühstück gäbe es immer erst ab 9.00 Uhr.
Puh, denke ich. Das ist aber spät für eine pilgerfreundliche Unterkunft, die extra Pilgerfrühstück anbietet.
Aber egal, dann brauch ich mich morgen nicht hetzen und komme eben etwas später in Bad Wörishofen an. Hauptsache es ist noch vor 18.00 Uhr, weil ich ja das Achtelfinale Deutschland gegen England gucken will. Pilgern hin oder her, für die EM Deutschlandspiele interessiere ich mich trotzdem.
Das erste Mal als ich mein Zimmer verlasse macht es laut „rums“. Ich habe mir den Kopf gestoßen. Der Türrahmen ist sehr niedrig und der Sturz darüber nicht hoch genug für mich. Aua, das tut ordentlich weh und ich nehme mir vor ab sofort beim Verlassen des Raumes darauf zu achten.
Am Ende des Ganges finde ich einen Aufenthaltsraum mit Küche für Selbstversorger, die besonders die Monteure nutzen, natürlich um Geld zu sparen. Das hatte mir schon die Wirtsfrau vom Baum erzählt, dass die Monteure maßgeblich dazu beigetragen hätten, dass der Betrieb die Coronazeit überstanden hätte, denn die durften ja weiterhin übernachten.
Für Notfälle habe ich immer zwei, drei Beutel Tee dabei. Zur Feier des Tages genehmige ich mir einen davon und gieß mir einen heißen Tee auf.
Was man nicht im Kopf hat….
Ich habe jetzt eigentlich schon mehr als einen Füchslehunger , aber vor dem Essen will ich noch duschen und den Pilgerstempel in der Kirche St. Georg abholen.
Ich bin bereits auf dem Weg zum Gasthof an ihr vorbeigegangen. St. Georg ist Luftlinie 100 Meter vom Gasthaus entfernt. Leider liegt sie aber auch 50 Meter höher im Hang. Ich gehe also los und steige durch den am Kirchberg liegenden Friedhof die zig Treppenstufen bis zum Pforte hinauf. Ich freue mich, die Kirche ist offen. Ich trete ein, ich freue mich wieder, ich finde einen Stempel. Ich suche in meiner Hosentasche nach dem Pilgerpass und stelle fest, dass ich ihn im Zimmer vergessen habe.
Es gibt Momente, da entgleisen einem die Gesichtszüge und man muss erstmal tief durchatmen. Aber ärgern hilft ja nix. Also gehe ich wieder schicksalsergeben raus, humpele die Treppen wieder runter und die Treppen in mein Zimmer wieder rauf. Ich finde den Pass und stehe zehn Minuten später wieder an Ort und Stelle.
Sehr zufrieden betrachte ich den neuen Abdruck in meinem Credential.
Das Abendessen ist sehr lecker und die junge Bedienung hilfsbereit, offen und kompetent. Sie klärt mich auf, dass ich das Pilgerfrühstück ja auch schon vor 9 Uhr haben könnte. Wann immer ich möchte. Sie würde mir in der Früh alles fertig machen und die Sachen in den Kühlschrank stellen, da könnte ich sie mir dann selbst rausnehmen. Und mich bedienen.
Ich strahle sie förmlich an, na das waren doch mal tolle Aussichten.
Vor dem Schlafengehen prüfe ich nochmal, ob ich den Kirchturm von meinem Fenster sehen kann. Kann ich nicht.
Ich hoffe, ich kann auch die morgendlichen Kirchenglocken nicht hören.
Morgendlicher Fitmacher
Ich schlafe fantastisch in dieser Nacht. Am nächsten Morgen macht es wieder „rums“ und ich stoße mir erneut den Schädel, diesmal beim Betreten des Gemeinschaftsraumes, dessen Eingang leider auch nur für Zwerge konzipiert worden ist. Das hat mal so richtig wehgetan, aber dafür gesorgt, dass ich jetzt auch richtig wach bin.
Was ich vorfinde ist kein Pilgerfrühstück, sondern ein Fürstenfrühstück, versehen mit einem Zettel auf dem mein Name steht, einem Guten Morgen Gruß und freundliche Worte, wo ich mein Frühstück finde. Toll. Es sind die kleinen Dinge, die die größte Freude bereiten.
Das Füchsle kann ich uneingeschränkt als Pilgerunterkunft weiterempfehlen. Hier findet man alles, was das Pilgerherz begehrt.
Infos zu Etappe 9
Meine pilgerfreundliche Unterkunft:
Wirtshaus beim Füchsle
Kirch-Siebnach 3
86833 Kirch-Siebnach
Die gpx tracks für den Bayerisch/Schwäbischen habe ich von hier:
https://www.pilgern-schwaben.de/augsburg-bad-woerishofen-bad-groenenbach/